Authentisch. Informativ. Und ganz persönlich.
Es interessiert dich doch bestimmt, noch vor deiner Bewerbung, Erfahrungsberichte aus dem konkreten Arbeitsalltag während des FSJ in der Denkmalpflege, der Politik oder dem sozialen Bereich zu erhalten. Freiwillige sowie Beschäftigte der Einsatzstellen erzählen – teilweise sehr persönlich – über ihre Arbeit, die Aufgaben, die Herausforderungen und auch über die Zusammenarbeit im Team.
Berichte unserer Ü27-Freiwilligen
Annett – Integrativer Waldorfkindergarten
“Autismus und Hund finden sich gemeinsam am liebsten im Wald wieder, ein Ort der Ruhe, Stille und Entschleunigung. Mir wurde schnell klar, dass ich in diese Elemente tiefer einsteigen möchte.”
Annetts Erfahrungsbericht
Hund-Autismus-Wald-BFD…
Hund-Autismus-Wald-Bfd…– genau in dieser Reihenfolge habe ich (46 Jahre, Mutter von drei Kindern, verheiratet) die letzten Jahre mit meiner Familie verbracht. Vor vier Jahren erhielt ein enges Familienmitglied die Diagnose "Asperger Autismus", da lebte bereits unser Labrador Retriever namens Urmel bei uns. Dieser wurde unbewusst fortan der treue und wertfreie Begleiter meines engen Familienmitgliedes. Autismus und Hund finden sich gemeinsam am liebsten im Wald wieder, ein Ort der Ruhe, Stille und Entschleunigung. Mir wurde schnell klar, dass ich in diese Elemente tiefer einsteigen möchte.
Daher entschied ich mich gegen meinen Job als Rechtsanwaltsfachangestellte und begann am 1. September 2021 meinen BFD in einem integrativen Waldorfkindergarten mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 20,5 Stunden. Mein Ziel war es, Kinder mit Förderbedarf sowie die Arbeit der Erzieher*innen näher kennenzulernen. Mein Einsatz in dem integrativen Waldorfkindergarten wurde durch die regelmäßigen Besuche des Schrebergartens sowie die Waldspaziergänge abgerundet. Nach Beendigung meiner 1,5 Jahre BFD schloss sich ein halbjähriges Praktikum an, so dass ich meinen berufsbegleitenden Zertifikatskurs zur lnklusionsassistentin erfolgreich abschließen konnte.
Nach den Sommerferien 2023 werde ich an einer Grundschule Schüler*innen mit Förderbedarf begleiten. Parallel startet die Ausbildung im Rahmen von ESAAT (European Society for Animal Assisted Therapy) mit unserem Familienhund Urmel. Gern möchte ich Kinder im Autismus-Spektrum durch den qualifizierten Einsatz von Urmel in ihrem Tun im Schulalltag stärken.
lm Rahmen meines BFD war ich regelmäßig mit großer Begeisterung als Botschafterin an Schulen im Einsatz, um für die Freiwilligendienste zu werben. Auch nach Beendigung meines BFD bin ich auf weitere Einsätze gespannt.
Zudem freue ich mich sehr, dass ich als Referentin den Bildungstag bei den ijgd zum Thema "Autismus" gestalten darf und so der Kontakt zum Verein nicht abbricht.
Annett
Berichte unserer U27-Freiwilligen
Carlotta – School_Lab
“Ich glaube das Schönste an meinem BFD war wohl, am Ende des Jahres zu bemerken, wie viel neues Wissen ich aus diesem Jahr mitnehme – ohne tatsächlich aktiv gelernt zu haben.”
Carlottas Erfahrungsbericht
Mein Jahr im DLR_School_Lab
Was macht man eigentlich, wenn die Schulzeit vorbei ist? Wenn mich jemand danach fragte, kam immer die Antwort: „Irgendwas mit Naturwissenschaften“, während ich mir innerlich dachte „Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?“ Irgendwann musste ich mich dann aber doch entscheiden und erinnerte mich an die zwei „BufDis“, die ich während meines Schülerpraktikums im DLR_School_Lab kennengelernt hatte.
Im Internet erfuhr ich schließlich vom Bundesfreiwilligendienst, schrieb eine Mail an meine ehemalige Praktikumsstelle, sollte meine Bewerbungsunterlagen einreichen und wurde schließlich zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Nach der Zusage konnte ich auf die Frage „Was machst du denn nach der Schule?“ endlich eine richtige Antwort geben.
Von meinem Praktikum hatte ich eine ungefähre Idee, was bei dem BFD auf mich zukam. Das DLR_School_Lab ist ein Schülerlabor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Fast jeden Tag kommen Schulklassen zu Besuch. Sie hören Vorträge, machen Führungen und experimentieren in verschiedensten Bereichen der aktuellen Forschung. Neben den Experimenten und Führungen mit den SuS sollte ich mich zudem um ein paar Verwaltungsangelegenheiten und die Entwicklung neuer Experimente kümmern.
In meinem Vertrag stand eine Wochenarbeitszeit von 39 Stunden, also jeden Tag von 08:30 bis 17:00 Uhr. Mit einer Fahrzeit von über einer Stunde pro Weg ging ich meistens morgens um sieben aus dem Haus und kam abends in etwa zur gleichen Zeit wieder. Was soll ich sagen: „Richtig“ zu arbeiten stellte sich als ziemlich zeitaufwendig und anstrengend heraus, machte aber auch verdammt viel Spaß!!!
Besonders am Anfang stürmten jeden Tag große Mengen an Informationen auf mich ein. Dabei war es unglaublich toll, wie gut wir (ein anderer BufDi machte hier mit mir seinen BFD) ins Team aufgenommen wurden. Meine beiden Chefs waren, genau wie wir BufDis, täglich im School_Lab. Jeden Morgen trafen wir uns im Büro und besprachen alles Wichtige für den kommenden Tag. Im eigentlichen Schülerlabor arbeiteten täglich wechselnde Studenten naturwissenschaftlicher Studiengänge. Ich verstand mich mit allen super und lernte das School_Lab auch durch ihre Hilfe immer besser kennen.
Nachdem es zu Beginn hauptsächlich zuschauen und lernen hieß, stellte sich dann doch recht schnell ein typischer Arbeitsalltag ein. Nach der kurzen Besprechung im Büro machten wir uns auf den Weg ins eigentliche Schülerlabor und bereiteten noch etwas für die Klasse vor. Dazu gehörte zum Beispiel die richtige Beleuchtung der Halle & Exponate, die Vorbereitung der Bühne für Vorträge und der Aufbau unserer Experimente. Dann begrüßten wir die Schulklasse und unterhielten uns mit den Studenten über eventuelle Besonderheiten.
Der weitere Tagesablauf war meist unterschiedlich. Wenn ich beispielsweise für Experimente eingeteilt war, arbeitete ich bis ca. 16 Uhr im Schülerlabor und machte mit den SuS (Schülerinnen und Schülern) Versuche zur Infrarotstrahlung, Schwerelosigkeit, Gravitationsbiologie, Muskelphysiologie oder zum Vakuum. Je nach Tagesablauf gehörten auch noch Führungen durch das Astronautenzentrum der ESA, durch das Raumfahrt-Nutzerzentrum oder mit der VR-Brille über die ISS zu meinem Tagesablauf.
In Summe hielt ich an einem solchen Tag dreimal 50-minütige Vorträge plus 20 bis 30-minütige Führungen, in denen ich immer direkt mit den SuS interagieren musste. Dabei lernte ich auch, das Experiment der jeweiligen Schülergruppe anzupassen, um es möglichst spannend zu gestalten.
Nachmittags gab es dann eine Feedbackrunde, bei der die SuS oft auch einzelne Experimente besonders lobten – für den jeweiligen Experimentleiter immer ein tolles Gefühl. Wenn der Besuch der Klasse beendet war, folgte schließlich noch eine Teambesprechung.
Im Anschluss an einen solchen Schülerbesuch – oder eben, wenn ich nicht direkt für die Arbeit mit den SuS eingeteilt war - hatte ich verschiedenen Routine- und Langzeitaufgaben. Dazu gehörte nicht nur die Bearbeitung der Post, sondern zum Beispiel auch die Beschäftigung mit dem School_Lab-eigenen 3D-Drucker. Mit dem Programm 123D Design konnte ich dafür verschiedenste Formen konstruieren und so beispielsweise Ersatzteile fürs School_Lab drucken. Anfangs war es zwar sehr schwierig für mich, ein solches Programm zu bedienen, aber meine Chefs hatten viel Geduld und mit ein bisschen Übung konnte ich immer komplexere und passendere Sachen konstruieren.
Eine andere, ziemlich spannende Aufgabe war unser Soyuz-Projekt. Die Soyuz-Raketen sind die russischen Raketen, mit denen die Astronauten zur ISS gelangen. Das School_Lab hat hierzu von einem der DLR–Institute eine Art „Flugsimulator“ bekommen. Damit werden unterschiedliche Dockingmanöver simuliert, mit denen die Soyuz-Kapsel der Astronauten an die ISS andocken kann. Parallel misst ein spezielles Programm medizinische Daten, um zum Beispiel die „Aufregung“ des „Piloten“ aufzuzeichnen. Unsere Aufgabe war es nun, rund um dieses Programm ein Experiment für die Schulbesuche aufzubauen. Dazu musste ich nicht nur viel im Internet recherchieren (und dabei auch Bildrechte etc. beachten), sondern auch lernen, eine wirklich komplexe und interessante PowerPoint zu gestalten.
Diese „Büroarbeiten“ rückten im zweiten Teil des Jahres in den Vordergrund. Durch das Coronavirus verlagerte sich meine Arbeit ziemlich schnell ins Homeoffice und plötzlich konnte ich mit allen Kollegen nur noch über E-Mails, Telefon- und Videokonferenzen zusammenarbeiten. Es stellte sich jedoch heraus, dass es auch hier einige ziemlich interessante Aufgaben gab. Ich arbeitete in der Coronazeit z.B. in verschiedenen Arbeitsgruppen für neue Experimente zu den Themen künstliche Intelligenz oder Solarthermie mit. Später schrieb ich auch Einträge für ein „Tagebuch“, das naturwissenschaftliche Phänomene im Alltag erklärt und half bei der Entwicklung von Experimentiervideos mit, die durch DLR_next veröffentlicht wurden.
Meine Arbeit für das School_Lab war immer unglaublich abwechslungsreich und sehr spannend, wovon ich auch auf meinen Seminaren berichten konnte. Bei jedem BFD sind die Seminare ein fester Bestandteil und waren für mich auch immer wie eine Woche Urlaub. Wir waren eine wirklich tolle Gruppe und haben uns in lockerer Stimmung über verschiedenste Themen und unsere Einsatzstellen unterhalten.
Ich glaube das Schönste an meinem BFD war wohl, am Ende des Jahres zu bemerken, wie viel neues Wissen ich aus diesem Jahr mitnehme - ohne tatsächlich aktiv gelernt zu haben. Ich hatte jeden Tag großen Spaß und bin zugleich selbstbewusster im Umgang mit anderen geworden. Außerdem habe ich viele neue Leute kennengelernt und gemerkt, dass man auch Sachen schaffen kann, die zunächst sehr schwierig wirken. Ich freue mich jetzt wirklich auf mein Studium und kann jedem empfehlen, einen Freiwilligendienst zu machen. Es lohnt sich!
Viele Grüße, Carlotta
Jeanne – Grundschule
“Für meinen Beruf war es die beste Möglichkeit, sich für den nächsten Schritt zu qualifizieren und rückblickend habe ich weit mehr mitgenommen, als nur eine Bescheinigung.”
Jeannes Erfahrungsbericht
„24? So alt schon?“
Während viele junge Menschen in ihrem Freiwilligendienst versuchen, Inspiration und Orientierung für die Zukunft zu finden, habe ich meinen nur angefangen, weil mein Plan Erzieherin zu werden, längst feststand. Eigentlich brauchte ich nur eine Bescheinigung für die Ausbildung: 1600 Stunden Praxiserfahrung in einer pädagogischen Einrichtung. Mit 23 hatte ich zwar schon weit mehr Stunden über die Jahre angesammelt, aber vor allem in Minijobs.
Das stellte mich vor ein Problem: Ja, ich verstehe mich gut mit Kindern, aber wer stellt mich, studierte Germanistin, aber ohne irgendwelche pädagogischen Qualifikationen in Vollzeit ein? Keine Erfahrung ohne Ausbildung und keine Ausbildung ohne Erfahrung. Eine klassische Sackgasse.
Die Idee, sich für einen BFD zu bewerben, kam letztendlich von meinem jüngeren Bruder, der nach einem FSJ im Kindergarten ebenfalls in die Erzieher-Ausbildung gegangen war. Zu wissen, dass dieser Weg möglich ist, beruhigte mich. Ich bin kein Fan von Zugangs-Voraussetzungs-Katalogen oder Prüfungsausschüssen mit ungewissen Ergebnissen. Nach ein paar Absagen von Kindergärten, die ihre Freiwilligen bereits ein Jahr im Voraus ausgewählt hatten, landete ich schließlich beim Offenen Ganztag einer Grundschule.
Mein „fortgeschrittenes“ Alter war definitiv Thema im Bewerbungsgespräch, aber alle nahmen es eher mit Humor, mich eingeschlossen. Das Vertrauen in mich war enorm groß, sodass ich anfangs Angst hatte, man würde mir dieselbe Verantwortung wie den Festangestellten übertragen. Aber in den wenigen Fällen, in denen diese Grenze überschritten wurde, waren meine Kollegen sehr offen, verständnisvoll und bemüht, andere Lösungen zu finden.
Dieses Vertrauen und diese Unterstützung ermöglichten mir Rahmen für Theater-Projekte, die ich alleine aus dem Stand nie hätte realisieren können. Dass ich ein Jahr mit GrundschülerInnen verbracht habe, bevor ich nun für meine Ausbildung in den Kindergarten gehe, sehe ich nicht mehr als Notlösung, sondern als große Bereicherung. Es war tatsächlich die einzige Altersgruppe, mit der ich vorher noch nie intensiv gearbeitet hatte und die schiere Menge an Gesichtern und Persönlichkeiten, mit denen man mal kürzer und mal länger umgeben ist, war eine ganz neue Herausforderung.
Der Gedanke, die Anfängerin zu sein, die oft in ihrem Handeln improvisieren muss und von ihrem Gehalt keine Miete zahlen kann und das mit 24, hat mich über das letzte Jahr immer wieder eingeholt. Eines Tages habe ich mich damit einem Jungen aus der vierten Klasse anvertraut, als er fragte, warum ich denn nicht für immer als Freiwillige bleiben könne. Das könne er verstehen, sagte er, aber schlecht fühlen solle ich mich nicht: "Immerhin kannst du eine sehr gute Erzieherin werden, das können nicht viele!"
Solche Momente sind unbezahlbar, egal wie alt man ist. Viele der Freiwilligen, mit denen ich mich über ihre Erfahrungen ausgetauscht habe, haben Ähnliches erlebt, sofern sie wirklich Freude an ihrer Arbeit hatten. Dafür braucht es ein bisschen Geduld beim Bewerbungsprozess, guten Willen und Wertschätzung vonseiten der Einsatzstelle und letztendlich ein bisschen Glück.
Also an alle, die schon ein paar Jahre aus der Schule raus sind, sich umorientieren wollen oder gerade erst mit dem Orientieren anfangen: Sollte es für euch finanziell möglich sein, dann zieht ein Freiwilligenjahr in Betracht. Für meinen Beruf war es die beste Möglichkeit, sich für den nächsten Schritt zu qualifizieren und rückblickend habe ich weit mehr mitgenommen, als nur eine Bescheinigung.
Katrin – Gemeinschaftsschule
“Für meine Berufswahl hat mir der Freiwilligendienst sehr geholfen – ich habe mich noch während des Freiwilligendienstes für Grundschullehramt an meiner Wunschuni eingeschrieben.”
Katrins Erfahrungsbericht
Meine Erfahrungen im Freiwilligendienst
Ich habe im Schuljahr 2018/19 einen Freiwilligendienst an einer Gemeinschaftsschule gemacht und war für ein Schuljahr, also insgesamt 12 Monate, dort. Nach meinem Abitur habe ich im Hinblick auf meinen Berufswunsch Grundschullehrerin entschieden, vor dem Studium einen Freiwilligendienst zu machen, um herauszufinden, ob ich mir den Beruf der Grundschullehrerin vorstellen könnte. Ich habe mir die Schule bewusst ausgesucht, da mich das pädagogische Konzept interessiert hat.
Meine regelmäßigen Aufgaben waren, dass ich eine erste Klasse durch den Schultag begleitet habe. Da ich mir eine Ganztagsschule ausgesucht habe, habe ich die Klasse den Tag über durch die verschiedenen Unterrichtsstunden begleitet. Meine Aufgabe war es, Kindern zu helfen, die Unterstützung gebraucht haben. Meist habe ich mit Kindern, die sich über Unterstützung gefreut haben, an Schulaufgaben gearbeitet oder habe Kindern Dinge noch einmal erklärt. Besondere Projekte waren tolle Aktionen, Feste und Ausflüge, die ich begleiten durfte. Am stärksten in Erinnerung geblieben ist mir eine Schulfahrt, bei der ich die Kinder „meiner Klasse“ begleitet habe.
Die Seminare waren für mich eine spannende Erfahrung, bei denen ich viele Dinge ausprobiert habe, die ich sonst wahrscheinlich nicht gemacht hätte, zum Beispiel Batik oder die Herstellung von Badekugeln. Ungewohnt war es für mich, bei den Seminaren in einem Selbstversorgerhaus zu leben, wo wir in der Gruppe alle Mahlzeiten zubereiten mussten. Das Abendessen war zwar manchmal erst sehr spät fertig, aber es hat immer geschmeckt!
Aus der Zeit meines Freiwilligendienstes nehme ich viele schöne Erinnerungen mit. Mir hat meine Arbeit jeden Tag Freude gemacht und ich bin immer gern in meine Einsatzstelle gegangen. Für meine Berufswahl hat mir der Freiwilligendienst sehr geholfen – ich habe mich noch während des Freiwilligendienstes für Grundschullehramt an meiner Wunschuni eingeschrieben und werde mein Studium 2024 beenden.
Katrin
Lisa – Montessori-Grundschule
“Für meinen Teil bin ich sehr viel offener und selbstsicherer in Gegenwart von anderen Menschen geworden.”
Lisas Erfahrungsbericht
Meine Erfahrungen im Freiwilligendienst
Ich habe meinen Bundesfreiwilligendienst im Schuljahr 2018/2019 in der Montessori-Grundschule in Borken absolviert, wo ich mit drei anderen Bufdis während dem Unterricht die Kinder mit Förderbedarf sowie die Regelschüler/innen begleitet habe. Nachmittags haben wir bei der Hausaufgabenbetreuung geholfen und in der OGS mit den Kindern gespielt und sie betreut. Außerdem habe ich mir auch oft eigene Angebote für die Kinder, z.B. Batiken, ausgedacht und diese nachmittags oder in den Ferien alleine mit ihnen durchgeführt.
Besonders am Anfang des BFDs gab es große Herausforderungen für die anderen Bufdis und mich. Doch durch die tolle Unterstützung der Lehrer und anderen Mitarbeitern hat man sich schnell in der Schule und mit den Kindern zurechtgefunden. Am Anfang war es zum Beispiel eine große Herausforderung für mich, eine Zeit lang eine Gruppe von Schülern alleine zu betreuen und zu beaufsichtigen. Doch ich konnte mich schnell daran gewöhnen und wurde immer sicherer im Umgang mit größeren Gruppen von Kindern.
Das Schönste in dem ganzen Schuljahr war es, so viel Zustimmung von den Kindern, sowie von den Kollegen zu bekommen. Ich habe mich sehr bemüht, alles richtig und ordentlich zu machen, was mir teilweise viel Kraft gekostet hat. Dadurch hatte man natürlich auch mal schlechte Tage. Doch die Kinder und die anderen Kollegen haben mich immer wieder aufbauen können, da sie uns oft gezeigt haben, dass die anderen Bufdis und ich ein wichtiger Teil der Schule und der OGS waren.
Eine sehr schöne Zeit hatte ich auch bei den Seminaren. Denn diese Wochen waren nicht nur eine gute Möglichkeit, mal von der Arbeit abzuschalten, sondern man hat auch jedes Mal sehr gute Freunde wieder getroffen. Ich habe mich immer wieder gefreut, die anderen Teilnehmer der Seminare sowie unsere Teamerinnen wiederzusehen. Während den Seminaren haben wir viele interessante Dinge gelernt und erlebt. Wir haben uns viel mit den anderen sowie mit uns selbst auseinandergesetzt. Dadurch hat man in jedem Seminar immer mehr gemerkt, wie sehr man sich zum Positiven verändert hat. Für meinen Teil bin ich sehr viel offener und selbstsicherer in Gegenwart von anderen Menschen geworden. Durch die tolle Unterstützung der Teamerinnen und den anderen Teilnehmerinnen bin ich außerdem sehr viel selbstbewusster geworden, da man sich so akzeptiert gefühlt hat, wie man ist.
Während meinem Abitur hatte ich mich noch nicht entscheiden können, was ich zukünftig machen wollte. Ich bin sehr froh, den Bundesfreiwilligendienst und die Erfahrungen, die dazu gehören, gemacht zu haben. Dadurch habe ich endlich einen Plan für meine Zukunft und meinen Traumberuf gefunden. Ich habe mich nun dazu entschieden, Sonderpädagogin zu werden. Ohne den BFD wäre ich niemals darauf gekommen, diesen Beruf ausüben zu wollen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich hatte eine sehr schöne Zeit in der Grundschule und bei den Seminaren. Am liebsten würde ich das ganze Schuljahr noch einmal genau so wiederholen.
Ich würde jedem raten, der noch nicht weiß, was er/sie zukünftig beruflich machen möchte, auf jeden Fall ein BFD, natürlich über den IJGD, zu machen, da man wirklich wichtige Erfahrungen für das Leben macht und es sich in meiner Sicht voll und ganz lohnt, dafür ein Jahr zu opfern.
Louisa – Kindergarten
“Auch wenn das super platt klingt, habe ich viel aus dem Freiwilligendienst mitgenommen und nur die Gesamtheit der schönen und nicht so schönen Momente hat ihn für mich zu so einer wertvollen Erinnerung gemacht. ”
Louisas Erfahrungsbericht
Meine Erfahrungen im Freiwilligendienst
Hallo liebe:r Interessierte:r!
Ich bin Louisa, 20 Jahre alt, gebürtig aus dem schönen Rhein-Sieg-Kreis, und habe von August 2021 bis Juli 2022 einen Bundesfreiwilligendienst in einem Kindergarten in Rösrath-Hoffnungsthal gemacht, von dem ich dir gern berichten möchte :)
Anfangs hat es ein bisschen gedauert, bis ich mich ins Team eingefunden habe. Besonders, wenn Teams schon lange bestehen und die Kolleg:innen sich auch privat gut untereinander verstehen, ist es schwierig, als Neuling hinzuzukommen. Nach kurzer Zeit ist es mir dann aber doch gelungen und ich habe festgestellt: die Mühe hat sich gelohnt! Über meine ganze Zeit dort waren mir meine Kolleg:innen eine wertvolle Stütze. Nicht nur die Arbeit betreffend konnte ich sie alles fragen, einige sind zudem auch privat meine Freund:innen geworden, zu denen ich auch jetzt, über ein Jahr später, noch guten Kontakt habe. Natürlich gab es immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten, aber es war nichts dabei, worüber man nicht in Ruhe reden konnte.
Neben dem Anschluss im Team war auch der Aufbau einer Beziehung zu den Kindern nicht immer einfach. Man sagt nicht umsonst, dass Kinder sich ihre Erzieher:innen aussuchen und das habe ich auch oft gespürt, wenn manche Kinder lieber zu jemand anderem gegangen sind als zu mir. Aber auch das gehört dazu und ich bin froh, dass ich mich davon nicht habe abschrecken lassen, sonst hätte ich viele tolle Momente nicht erleben können.
Einige davon waren ein Ausflug in den Zoo, Karneval im Kindergarten zu feiern oder auch unsere Wanderung auf den Drachenfels. Bei solchen Unternehmungen, die ich sicher als Kind schon x-mal gemacht habe, ist mir aus erwachsener Perspektive sehr deutlich aufgefallen, wie anders Kinder unsere Welt sehen und das war mit das schönste, was ich in dem Jahr gelernt habe: Manchmal muss man sich eben auch einfach besonders doll über einen vorbeifliegenden Schmetterling oder den Schokoriegel in der Brotdose freuen!
Aber nicht nur in Bezug auf meine Weltsicht, die ich seitdem öfter aus der Perspektive eines Kindes zu sehen versuche, habe ich mich in dem Jahr des Freiwilligendienstes verändert. Man wächst persönlich über sich hinaus und lernt oder festigt viele (soziale) Kompetenzen, die einem im späteren Berufsleben von großem Vorteil sind: Teamfähigkeit, Pünktlichkeit, Beziehungsaufbau, sich auf verschiedene Menschen und ihre Bedürfnisse einzulassen, Durchsetzungsvermögen, Anpassungsfähigkeit und viele mehr.
Auch die Seminare haben dazu beigetragen. Da mein Freiwilligendienst in den Ausläufern der besonders starken Coronapandemie stattgefunden hat, mussten drei meiner fünf Seminare online stattfinden, was die Hürde, andere anzusprechen und sich auszutauschen, noch ein bisschen vergrößert hat. Das hat uns jedoch nicht davon abgehalten, zu einer tollen Seminargruppe zusammenzuwachsen und auch hier (noch immer bestehende) Freundschaften zu finden. Generell boten die Seminare eine gute Möglichkeit zum Austausch, aber auch zum Austesten von Fähigkeiten wie der Planung der Aktivitäten oder Mahlzeiten für die ganze Gruppe. Besonders gut hat mir die Freiheit gefallen, dass wir alles ganz nach unseren Interessen gestalten konnten. So haben wir mit Einheiten zu den Themen Nachhaltigkeit, Antirassismus und psychischen Erkrankungen genau die Themen abgedeckt, die wir spannend fanden, und nebenbei viel über die anderen Teilnehmenden und uns selbst gelernt.
Natürlich war aber nicht immer nur alles positiv. Mal hat man sich mit einem anderen Seminarteilnehmenden gestritten, mal beschweren sich Eltern bei der Einrichtungsleitung über einen, mal zofft man sich mit Kolleg:innen oder verliert die eigene Freizeit aufgrund der (nach dem Abi und der folgenden Pause) plötzlichen Arbeitsbelastung aus den Augen. Im jeweiligen Moment haben mich diese Vorfälle sehr belastet, rückblickend kann ich aber auch hier sagen, dass meistens ein klärendes Gespräch wunder wirkt und mich letztendlich alles stärker gemacht hat. Auch wenn das super platt klingt, habe ich viel aus dem Freiwilligendienst mitgenommen und nur die Gesamtheit der schönen und nicht so schönen Momente hat ihn für mich zu so einer wertvollen Erinnerung gemacht, dass ich ihn nicht missen möchte.
Deshalb gebe ich dir als Interessierte:r noch ein paar Ratschläge mit auf den Weg, die mir bei meiner Entscheidung für den Freiwilligendienst sicher geholfen hätten:
- Probier neues aus! Gerade, wenn du nicht weißt, in welchem Bereich du später mal arbeiten möchtest – auch wenn du am Ende mit der Sicherheit, nie wieder mit Kindern zu arbeiten, aus dem Freiwilligendienst gehst, hat er sich für dich gelohnt (da du nun zum einen das sicher weißt, zum anderen macht er sich immer gut im Lebenslauf und hat viele weitere Vorteile).
- Was die Auswahl der Einrichtung angeht, gibt es nur wenig Grenzen – Vom Kindergarten über die Altenpflege bis hin zur Bahnhofsmission oder dem Krankenhaus ist alles dabei, sodass sich wirklich für jeden ein passender Arbeitsplatz finden lässt.
- Du hast noch dein ganzes Leben vor dir! Egal ob du bei Beginn des Freiwilligendienstes 18 oder 26 bist, arbeiten wirst du danach noch sicher lang genug, von daher schadet es absolut nicht, die Chance zu ergreifen und die Erfahrungen mitzunehmen.
- Nicht nur für den Lebenslauf ist der Freiwilligendienst ein beruflicher Vorteil: du hast feste Arbeitszeiten, ein festes Team, musst bestimmte Aufgaben erfüllen, übernimmst Verantwortung usw., es ist also ein erster Einstieg ins Berufsleben, der dir nicht nur Orientierung geben kann, sondern eben auch Kompetenzen aufbaut oder festigt, die im weiteren Leben superwichtig sind.
Zusammenfassend kann ich also nur sagen, dass mir mein Jahr im Kindergarten trotz Höhen und Tiefen sehr gefallen und mich sowohl persönlich als auch beruflich sehr weitergebracht hat. Von daher würde ich jedem einen Freiwilligendienst wärmstens empfehlen. Also wünsche ich dir ganz viel Spaß dabei und wer weiß, vielleicht kann man ja irgendwann deinen Bericht hier lesen :)
Viel Erfolg!
Deine Louisa
Maria – SOS-Kinderdorf
“Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass zwar am Anfang alles neu ist, aber man sich wahnsinnig schnell einlebt. Man lernt bei allen Aufgaben, vor allem bei denen, wo man seine Komfortzone verlässt, sehr viel.”
Marias Erfahrungsbericht
Meine Erfahrungen im Freiwilligendienst
Ich bin Maria und arbeite beim „SOS-Kinderdorf Lippe - Beratung und Treffpunkt“. Ich habe mein freiwilliges Jahr 2022 begonnen und am Ende sogar noch einen Monat verlängert. Zum SOS- Kinderdorf gehört noch mehr als das Kinderdorf an sich, wie zum Beispiel die Beratungsstelle, in der ich meinen BFD gemacht habe.
Während ich mein Abitur 2022 gemacht habe, hatte ich ehrlicherweise gar keine Ahnung, was ich danach machen sollte. Deswegen habe ich mich recht spontan nach Freiwilligendiensten umgeschaut, um neue Erfahrungen zu sammeln und Zeit zu überbrücken. So bin ich in meiner Einsatzstelle gelandet.
Mit der Beratungsarbeit hatte ich nur indirekt zu tun, z. B. hatte ich am Telefon Erstkontakt zu Klient:innen, die sich für ein Beratungsgespräch anmeldet haben. Ansonsten waren meine Aufgaben sehr vielfältig. Ich hatte einige regelmäßige Kindergruppen, mit denen ich im Rahmen des Leseclubs an ihrer Leseförderung gearbeitet habe. Dabei konnte ich andere Ehrenamtliche kennenlernen und benachteiligten Kindern helfen. Zudem habe ich mit Kindern ein Gartenprojekt machen dürfen und währenddessen mit ihnen gekocht oder Salat geschnitten. Auch Schülerinnen Nachhilfe zu geben, war eine schöne Herausforderung. Neben der Arbeit mit Kindern habe ich ebenfalls Gruppen mit Erwachsenen kennengelernt, wie Mal-, Näh- und Kreativgruppen oder Yoga- und Tanzkurse. Es war immer schön zu sehen, wie diese die Menschen zusammengebracht haben und sie miteinander gelacht haben, während dieser Aktivitäten.
Zusätzlich haben wir viele Gruppen, die mit Integration verbunden sind. Besonders um die geflüchteten Menschen aus der Ukraine zu unterstützen, hatten wir neue Sprachgruppen und haben mit Erwachsenen und Kindern niederschwellig Deutsch für den Alltag gelernt. Besonders Spaß haben mir die besonderen Angebote mit geflüchteten Menschen gemacht, wie gemeinsam typische Gerichte aus ihren Ländern zu kochen, Tanz in den Mai oder einen Ausflug zum Erdbeerpflücken mit anschließendem Marmeladekochen.
Des Weiteren waren die Verwaltungsaufgaben etwas Neues für mich. Dort habe ich zum Beispiel Flyer für Angebote erstellt, Rechnungen bearbeitet oder Ausgaben für bestimmte Angebote aufgelistet. Ansonsten habe ich auch Besorgungen gemacht, war einkaufen oder bei der Post. Oft habe ich mich auch um einmalige Probleme gekümmert, so habe ich z.B. im Rahmen meines Freiwilligendienstes gelernt, den Dienstwagen zu überbrücken.
Mein Highlight des Jahres war der „Glückstag“. Diesen Tag haben wir als Team zusammen geplant. Es ging um einen Tag, an dem Aktionen stattfinden sollten, die Menschen trotz Pandemie, Krieg und Inflation, glücklichen machen sollten. Sowohl die Vorbereitung als auch der Tag an sich waren total schön. Dass ich vom Glückstag im Radio berichten durfte, war definitiv eine einzigartige Erfahrung.
Das Jahr war sehr positiv, trotz dessen gab es natürlich auch Herausforderungen. Für mich war es am Anfang nicht einfach in ein Team zu kommen, in welchem alle älter sind als man selbst. Auch waren manche Aufgaben herausfordernd, wie Telefonieren, was ich vorher noch nicht in diesem Rahmen gemacht hatte. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass zwar am Anfang alles neu ist, aber man sich wahnsinnig schnell einlebt. Man lernt bei allen Aufgaben, vor allem bei denen, wo man seine Komfortzone verlässt, sehr viel. Dass meine Kolleg:innen mich bei allen Aufgaben unterstützt haben, hat mir am Anfang geholfen und ich bin allen sehr dankbar, dass wir immer zusammen lachen konnten und wie viel ich von ihnen lernen konnte.
Der Freiwilligendienst hat mich definitiv verändert. Ich traue mir jetzt viel mehr zu und bin viel selbstbewusster geworden. Außerdem habe ich so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt und dadurch festgestellt, wie divers die Gesellschaft wirklich ist. Ich habe gemerkt, dass jeder seine eigenen Probleme hat und ganz individuell mit diesen umgeht. Vor meinem BFD wusste ich nicht, was ich später mal werden soll. Nun habe ich gemerkt, wie sehr mir die Arbeit mit Menschen gefällt und beginne mein Studium der sozialen Arbeit.
Die Seminare, die zum freiwilligen Jahr gehören, waren eine neue Erfahrung. Der Austausch mit den anderen Freiwilligen und deren Entwicklung zu sehen, war sehr interessant. Für so eine große Gruppe zu kochen, war neu, aber echt witzig. Die Aktivitäten, die wir gemacht haben, haben immer Spaß gemacht und es hat sich ein bisschen wie eine Klassenfahrt angefühlt ;)
Ich hätte vor dem Freiwilligendienst nicht erwartet, dass ich so viele verschiedene Sachen machen und kennenlernen darf. Unter anderem waren Kolleg:innen von mir Schulsozialarbeiter:innen und von deren Arbeit zu erfahren, war sehr spannend. Außerdem bin ich dankbar, dass ich zu Supervisionen und Teamsitzungen mitkommen durfte. Es war total schön mitzukriegen, wie Menschen durch die Unterstützung der Beratungskolleg:innen persönliche Krisen bewältigen können. Dass Menschen mit Problemen oder geflüchtete Ukrainer:innen wieder lachen konnten, hat mir Hoffnung gegeben. Mich hat immer extrem motiviert, wie dankbar die Leute für meine Arbeit waren. Eine Frau meinte nach ihrer Neuanmeldung zur Beratung „Danke, ich fühle mich jetzt schon total gut aufgehoben durch Sie“. Kinder, die meinten, wie viel Spaß sie immer mit mir hätten oder geflüchtete Menschen, die meinten, wie toll es war, dass ich so offen auf sie zugehen würde. Alle diese Menschen haben mich sehr glücklich gemacht.
Jeder, der überlegt ein freiwilliges Jahr zu machen, sollte es definitiv tun. Das Jahr ging wirklich schnell um und ich bin traurig, dass es vorbei ist. Trotzdem gucke ich mit einem Lächeln auf die schöne Zeit zurück. Ich bin extrem dankbar für alle Leute, die ich kennenlernen durfte und vor allem für meine Kolleg:innen, die mir so viel beigebracht haben. Natürlich gab es Tage, die echt anstrengend waren, trotzdem habe ich in den 13 Monaten jeden Tag gelacht und jemanden zum Lachen gebracht.
Mia – Kindergarten
“Wie so viele habe ich die Zeit bis zum Beginn meines Studiums überbrückt. Bis dahin wollte ich nichts mit Schule, Lernen etc. am Hut haben. Freiwilligendienst? Perfekt!”
Mias Erfahrungsbericht
Meine Erfahrungen im Freiwilligendienst
Hey! Ich heiße Mia, bin 19 Jahre alt und habe für 7 Monate einen Bundesfreiwilligendienst im Kindergarten gemacht. Wie so viele habe ich die Zeit bis zum Beginn meines Studiums überbrückt. Bis dahin wollte ich nichts mit Schule, Lernen etc. am Hut haben. Freiwilligendienst? Perfekt! :)
Ich habe nach einem Semester Chemie-Studium gemerkt, dass es nicht das Richtige für mich ist, also habe ich kurzfristig ab Ende Januar eine Alternative gesucht. Nach zwei Absagen an Grundschulen hatte ich die Sorge, dass ich mitten in einem “Bufdi-Zyklus“ nirgends angenommen werde, weil alle Plätze schon besetzt sind oder mich niemand für ein halbes Jahr nehmen würde. In dem Kindergarten, in dem ich selber früher Kindergartenkind war, wurde aber alles daran gesetzt mich zügig aufzunehmen. Letztendlich habe ich gelernt, dass man ein Freiwilligendienst praktisch jederzeit anfangen kann. Im Februar habe ich schonmal probeweise für ein paar Stunden ausgeholfen und dadurch einen Einblick bekommen. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, an einem vertrauten Ort, mit vertrauten Menschen zu arbeiten.
Als Bufdi im Kindergarten ist es vorrangig meine Aufgabe mit den Kindern zu spielen, sie zu betreuen, zu unterstützen und ihnen zu helfen. Im Prinzip die Rolle einer Erzieherin nur etwas eingeschränkt. Als “Nicht-Erzieherin“ darf man z.B. nie mit den Kindern alleine nach draußen gehen. Geht aber voll klar und ist ja auch vernünftig :)
Ansonsten kamen so Aufgaben wie Gruppe oder Garten aufräumen auf mich zu. Ich habe ziemlich jeden Bereich (Küche, U3-Gruppe, Vorschulzeit und Ü3 Gruppen) kennengelernt, weil ich zwischenzeitlich einfach da eingesetzt wurde, wo z.B. krankheitsbedingt Unterstützung nötig war. Mit der Zeit wurde mir immer mehr Vertrauen und Verantwortung übergeben. Ich durfte alleine Projekte planen und durchführen und habe spontan das Abschlussfest für die Vorschulkinder mitgestaltet. Besonders im Kindergarten merkt man einfach welchen Einfluss man auf die Entwicklung von (sehr) jungen Menschen haben kann. Und das zu nutzen, um ihnen mit z.B. mit der Aktion „Papier schöpfen“ auf die eigene Papierverschwendung aufmerksam zu machen und den Weg vom Baum bis zum fertigen Papier kennenzulernen, fühlt sich einfach schön an.
Zum Freiwilligendienst gehören aber auch noch die Seminare! Ganz ehrlich, mein persönliches Highlight. Das werden die schönsten Wochen während eures Bufdi-Daseins. Ich habe so viele liebe Leute in kurzer Zeit kennengelernt und in mein Herz geschlossen. So viele schöne und wertvolle Erinnerungen bleiben mir von den Seminaren. Hat ein bisschen was von Bildungsurlaub (wenn es das nicht sogar sein soll) ;).
Es war eine tolle Abwechslung zum Arbeitsalltag. Denn neben den ganzen schönen Dingen, war es für mich schon eine große Herausforderung auf einmal acht Stunden am Tag, von 08:00 – 16:30 Uhr zu arbeiten, fünf Tage in der Woche. Besonders wenn man vom Schulalltag zum Arbeitsalltag wechselt ist es zunächst gewöhnungsbedürftig. Es ist etwas Anderes und es bleibt schlichtweg weniger Zeit für das restliche Leben. Führerschein machen, regelmäßig zum Training gehen und evtl. noch 1-2x die Woche einen Nebenjob machen, war vorher easy, wird jedoch etwas schwieriger (aber machbar! Keine Sorge!). Ihr könnt euch jederzeit Hilfe bei eurer Einsatzstelle, auf den Seminaren oder generell beim IJGD einholen, wenn es irgendwo hakt oder ihr Probleme/Fragen etc. habt.
Insgesamt ist ein Freiwilligendienst wirklich etwas Schönes und Bereicherndes. Ihr lernt neue Leute kennen, erlebt schonmal das richtige Berufsleben, sammelt Erfahrungen und Erinnerungen und habt dadurch wahrscheinlich einen Vorteil im weiteren Verlauf eures Lebens. Bei mir ist es so, dass mir mein Dienst und ein Wartesemester an der Universität angerechnet wird. Also hat mich mein Freiwilligendienst im Kindergarten im Biologie Studium unterstützt. Ist also wirklich für Jede*n etwas. :)
Mohamed – Wohnen für Menschen mit Behinderung
“Aus dieser Zeit, die ich als Freiwilliger gearbeitet habe, habe ich viele Erfahrungen gesammelt, die ich immer in Erinnerung behalten werde.”
Mohameds Erfahrungsbericht
Mein FSJ-Erfahrungsbericht
Mein Name ist Mohamed aus Togo, ein kleines Land im Westen von Afrika. Ich bin am Ende Oktober 2022 in Deutschland gekommen, um meinen Freiwilligendienst zu machen. Ich arbeite bei Christopherus-Haus, eine Wohn- und Lebensgemeinschaft für alte Menschen mit Behinderung, in Witten. Das Haus besteht aus sieben verschiedenen Gruppen. In jeder Gruppe befindet sich ein Freiwilliger, der aus Madagaskar, Indien, Ghana, Türkei oder Togo kommen kann. In meiner Gruppe (Birkenhaus), gibt es sieben Mitarbeiter außer mir und wir kümmern uns um neun Bewohner.
In Togo habe ich Germanistik an der Universität von Lomé studiert und im Jahr 2017 mein Bachelor absolviert. Danach war es schwer eine Schule zu finden, wo man Deutsch unterrichtet könnte. Dann habe ich beschlossen noch eine arabische Schule zu besuchen. Als ich Realschule im Jahr 2021 abgeschlossen hatte, habe ich als Freiwilliger bei ANVT angemeldet. ANVT ist eine nichtgesetzliche Organisation, die Arbeitslose eine Möglichkeit gibt, als Freiwilliger in verschiedenen Bereichen arbeiten zu können.
Während meines Freiwilligendienst, mußte ich immer zu zweit arbeiten. Ich hatte immer Spätdienst d.h. von 15 Uhr bis 21 Uhr. Als Aufgabe musste ich Kaffee kochen, die Bewohner an der Bushaltestelle abholen, Abendbrot oder Abendessen vorbereiten, und nach dem Essen fangen wir mit der Pflege an: Die Pflege besteht aus Duschen, eincremen, Zähne putzen, waschen, ins Bett bringen, etc... Am Wochenende mit Bewohner spazieren gehen, einkaufen gehen, etwas für sie lesen, und zusammen kochen oder backen. Meine Lieblingsmomente waren Weihnachtenzeit, Bewohnersgeburtstage und auch Wochenende. An den Tagen feiern wir, bestellen wir Essen und Getränke, spielen wir mit Bewohner, sonst nur Spaß.
Natürlich bei allen gibt es Herausforderungen. Meine war, mein Deutsch zu verbessern. Ijgd hat mir einen Deutschkurs angeboten, was ich teilgenommen habe und das hat mir sehr geholfen.
Ja mein Freiwilligendienst hat mir verändert. Vorher war ich ein Deutschlehrer in einer Schule in Togo. Aber während meines FSJ war ich sehr von dem Engagement und der Leidenschaft meinen Kollegen inspiriert geworden und habe beschlossen danach eine Ausbildung als Pflegefachmann zu machen. Nach meiner Ausbildung werde ich ein Examinierter, was ich sehr gut finde.
Ich habe während meines FSJ sehr viel gelernt. Zum Beispiel hatte ich nie in solch einem Bereich gearbeitet. Das war für mich ganz neues. Ich habe es probiert und bin sehr zufrieden mit der Gruppe beisammen zu sein. Die sind sehr nett und liebevoll mit mir. Ich habe gelernt, wie man Blutdruck messen kann, was ich nicht wusste.
Aus dieser Zeit, die ich als Freiwilliger gearbeitet habe, habe ich viele Erfahrungen gesammelt, die ich immer in Erinnerung behalten werde. Die Seminaren waren für mich eine Motivation, weil wir über unsere Erfahrungen, Schwierigkeiten gesprochen hatten. Dabei haben wir auch zusammen mit anderen Freiwilligen verschiedene Spiele in unserer Freizeit gespielt. Unsere Seminargruppe Leiterinnen Jenny und Jana haben uns geholfen, das Ziel des Seminar zu erreichen. Die Seminarzeiten waren auch während meines FSJ Lieblingsmoment für mich.
Bevor ich Germanistik an der Universität Lomé studiert habe, hatte ich mir gewünscht nach Deutschland einmal zu fliegen. Um ehrlich zu sein, war ich sehr froh als ich die Gelegenheit bekommen hatte, mein FSJ in Deutschland zu machen. Ich hatte immer vor mein FSJ gedacht, es wird nicht einfach. Aber ich war sehr motiviert, dass ich es geschafft habe.
Liebe Leser, ich möchte euch was raten. Bitte entscheidet euch auch ein FSJ oder BFD zu machen und ihr werdet es nie bereuen, genauso wie ich es auch nicht bereut habe. Vermisst nicht diese Gelegenheit, euch selbst zu entwickeln und viele Erfahrungen zu sammeln.
Nele – Kindertagesstätte (U3-Bereich)
“Ein Jahr voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. Ein Jahr über seine Grenzen hinauswachsen und neues Lernen. Ein Jahr Arbeitsalltag erleben und sein eigenes Geld verdienen. Ein Jahr in Richtung Zukunft.”
Neles Erfahrungsbericht
Ein Jahr in Richtung Zukunft
Hey, ich bin Nele und habe von August 2022 bis Juli 2023 ein BFD im U3 Bereich einer KITA gemacht. Meine Einsatzstelle war die Kita Hannes in Allenbach. In meiner Gruppe habe ich, gemeinsam mit meinen Kolleginnen, ein Jahr lang den Alltag von 12 Kindern begleitet.
Ein Jahr voller neuer Eindrücke und Erfahrungen.
Ein Jahr über seine Grenzen hinauswachsen und neues Lernen.
Ein Jahr Arbeitsalltag erleben und sein eigenes Geld verdienen.
Ein Jahr in Richtung Zukunft.
In diesem Jahr habe ich so viel gelernt und mir ist einiges klar geworden. Zum einen, dass zur Arbeit in einer Kita viel mehr gehört, als mit den Kindern zu spielen und mit ihnen den Tag zu verbringen… ich habe viele Haushaltstätigkeiten wie Wäsche waschen und Staubwischen übernommen, ich durfte Angebote vorbereiten, die Kinder beim Essen und Spielen begleiten und vieles mehr.
Im Laufe des Jahres haben mir meine Kolleg*innen Aufgaben anvertraut die neu oder ungewohnt für mich waren, doch dadurch wurde mein Selbstvertrauen gepusht und ich konnte mit meinen Aufgaben wachsen.
Das BFD war eine wunderschöne Erfahrung und die beste Entscheidung die ich nach meinem Schulabschluss hätte treffen können. Im Berufsalltag und in den Seminaren habe ich viele wundervolle Menschen kennengelernt und Erinnerungen gesammelt, die mir ein Leben lang bleiben werden. Auch wenn mein BFD ursprünglich eher eine „Notlösung“ war, habe ich so meinen Weg gefunden und weiß, dass ich im Sozialen Bereich gut aufgehoben bin.
Die für mich wertvollste Erfahrung dieses Jahres war: Auch wenn man es aus der Schule evtl. so gewohnt ist… Es ist nie schlecht nach Hilfe zu fragen oder etwas nicht alleine bewältigen zu können. Gemeinsam kann man alles schaffen und Aufgaben, die vorerst schwer erscheinen, lassen uns wachsen.
Ich kann allen, die überlegen ein BFD/FSJ zu machen, dies nur empfehlen und hoffe ihr findet ebenfalls das wonach ihr sucht. :)
Berichte aus unseren Einsatzstellen
Annika & Annalena – Seniorenheim Münster
“Hier merkt man, wie sehr die eigene Arbeit von den Bewohnern geschätzt wird und welche Wichtigkeit dem Freiwilligendienst zukommt.”
Leonie – InKita SOS Kinderdorf
“Kinder sind nicht so verkopft. Wenn man sich Zeit nimmt, ihnen Aufmerksamkeit zum Beispiel beim Spiel schenkt, sich mit ihnen freut, wenn sie ein schönes Bild gemalt haben oder auch Trost spendet, wenn sie traurig sind - dann sind wichtige Bedürfnisse bereits gestillt.”
Berichte unserer Freiwilligen
Antonia – Germanwatch (2023/24)
"Ich habe tolle und inspirierenende Menschen kennengelernt und war an spannenden Orten. Aber was für mich das wichtigste war an diesem Jahr: Das Gefühl, etwas zum besseren zu verändern."
Antonias Erfahrungsbericht
"Jugend in Deutschland pessimistischer denn je" – diese Schlagzeilen kennt inzwischen fast jeder. Wie kann man es den Jugendlichen verdenken, die Krisenkaskade ist ominipräsent, alle schreien nach Veränderung, danach, Verantwortung zu übernehmen.
Und da steht ich dann, mit 18, ein Stück Papier in der Hand dass mich 12 Jahre meines Lebens gekostet hat, fühle mich noch wie ein halbes Kind und weiß nicht, wohin mit mir. Ich möchte nichts lieber als die Welt retten, aber alleine nach einem Blick auf das Ausmaß der Klimakrise möchte ich mich in meinem Bett verkriechen. Die Möglichkeiten mich zu engagieren sind endlos, und gerade diese Vielfalt lähmt mich total.
Ein FSJ-P rettet zwar (leider) nicht die ganze Welt, aber für mich hat es meine Welt gerettet. Es war ein erster Schritt, ein Anfang. Ein Schritt in die Welt der Arbeit, man verdient Geld und organisiert sich selbst. Man lernt unfassbar viel über sich selbst, über andere und über politische Themen. Es gab Orientierung in Richtung Studium und Jobmöglichkeiten, eine Vielfalt an ganz konkreten Zukunftsperspektiven. Ich habe tolle und inspirierende Menschen kennengelernt und war an spannenden Orten. Aber was für mich das wichtigste war an diesem Jahr: Das Gefühl, etwas zum besseren zu verändern.
Mein FSJ bei der Umwelt und Menschenrechts-NGO Germanwatch hat natürlich nicht die Klimakrise gestoppt. Aber ich habe dazu beigetragen, dass wir eine Chance haben, sie soweit zu verlangsamen, dass wir mit den Folgen leben können. Und das fühlt sich verdammt gut an.
Lea – Konrad-Adenauer-Stiftung (2019/2020)
“Politik bedeutet nicht immer, irgendwo im Parlament zu sitzen und über ein Gesetz abzustimmen. Das politische Leben ist bunter und vielfältiger als man denkt.”
Leas Erfahrungsbericht
Mein FSJ-P bei der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. im Regionalbüro Westfalen
Ich wollte nach meinem Abitur 2019 nicht direkt von der Schule in die Uni rennen, sondern erst einmal was anderes sehen. Ich habe lange gesucht, bis ich etwas gefunden hatte, bei dem ich gesagt habe "das ist es!". Als ich auf der Homepage der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) auf das Freiwillige Soziale Jahr im politischen Leben (FSJ-P) gestoßen bin, habe ich sofort gemerkt, dass es das ist, was ich machen möchte.
Dabei wusste ich - so empfinde ich es im Nachhinein - doch recht wenig, als ich einen Blick auf die Homepage geworfen hatte. Und das liegt nicht daran, dass da nichts Informatives stünde. Es liegt daran, dass das FSJ-P so unglaublich vielfältig ist. Allen voran natürlich die unterschiedlichen Einsatzstellen: Hilfsorganisationen, politische Bildungseinrichtungen, Landtagsfraktionen, Gewerkschaften, usw. Es gibt so viele verschiedene Stellen und selbst in gleichen Organisationen gibt es teilweise noch mehrere Stellen an unterschiedlichen Standorten und/oder in unterschiedlichen Abteilungen. Dazu kommen viele verschiedene tolle Menschen, die ich im Laufe der Zeit kennengelernt habe. Ich konnte anfangs nicht ansatzweise erahnen, was ich alles erleben werden darf.
Angefangen habe ich am 01. September 2019 bei der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Dortmund. Das Regionalbüro in Dortmund ist neben der Zentrale in Sankt Augustin und dem Landesbüro NRW in Düsseldorf, das dritte Büro der Stiftung in NRW und für Westfalen zuständig. In Westfalen organisiert die KAS bis zu 80 Veranstaltungen pro Jahr. Das sind Expertengespräche oder Diskussionsrunden zu verschiedenen politischen Themen oder mehrtägige Seminare, bei denen sich die Teilnehmer*innen zum Beispiel rhetorisch weiterbilden können. Es gibt auch Veranstaltungen explizit für Schüler*innen oder auch Studienfahrten nach Brüssel, Straßburg oder Auschwitz. Dazu kommen immer wieder Besonderheiten, wie das Ahauser Schlossgespräch mit Jens Spahn oder auch die jährliche Fahrradtour durch das Ruhrgebiet.
Und was habe ich als FSJ-P‘lerin bei diesem bunten Mix an Veranstaltungen gemacht? So ziemlich alles. Ich wusste nicht, wie viel Arbeit eine einzelne Veranstaltung bedeutet, bis ich selber in die Planung, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung eingestiegen bin. In manchen Wochen vor großen Veranstaltungen habe ich dafür wahrscheinlich fast häufiger mit den zuständigen Abgeordnetenbüros telefoniert als mit meinen eigenen Kollegen gesprochen.
Im Allgemeinen war meine Aufgabe meist die Organisation "drum herum". Wo gibt es einen passenden Veranstaltungsort? Wann und wo kommen die Referenten an? Wo bringen wir sie unter? Sind die Einladungen verschickt? Wenn ich nicht selber vor Ort bin: weiß der Tagungsleiter über alles Bescheid? Hat der Busfahrer, der uns nach Brüssel fährt, eigentlich auch ein Hotelzimmer und was essen wir abends? Wir brauchen noch Fotos für die Homepage und wo ist eigentlich der Sachbericht? Hat der Referent seinen Honorarbogen unterschrieben? "Und Lea? Kannst du bitte einmal die Anlage für die Videokonferenz vorbereiten?"
Jetzt könnte man meinen, dass das irgendwie gar nicht nach einem politischen FSJ klingt. Aber doch, das ist es! Politik bedeutet nicht immer, irgendwo im Parlament zu sitzen und über ein Gesetz abzustimmen. Das politische Leben ist bunter und vielfältiger als man denkt, und die politische Bildung ist ein wichtiger Teil davon. All die Organisation (die echt Spaß macht) hat sich jedes Mal gelohnt, wenn ich gesehen habe, dass alles geklappt hat und ich dabei bin, wenn Jens Spahn mit Oliver Welke darüber diskutiert, wie man mit der AfD umgehen soll oder ich mit Zeitzeugen über die DDR sprechen kann.
Dabei konnte ich viele neue Kontakte knüpfen: Mit Personen sprechen, die spannende Geschichten zu erzählen haben, Leute treffen, die mir angeboten haben, dass ich im Studium später ein Praktikum bei ihnen machen kann und ganz wichtig: neue Freunde kennenlernen.
Im FSJ gibt es 25 Bildungstage, die jeweils 5 Tage am Stück mit den anderen FSJ-P‘lern verbracht werden. Und das sind – egal, wie sehr euch eure Arbeit in der Einsatzstelle gefällt – die besten Tage des Jahres. Mein Vorgänger sagte, die Seminare seien "wie Urlaub." Vorweg: Nein, die Seminare sind alles andere als Urlaub im Sinne von "irgendwo am Strand chillen". Die Seminare sind "Urlaub" von der Einsatzstelle und ich habe schnell gemerkt, dass nicht nur mir das gut getan hat. Ich habe die anderen FSJ-P‘ler*innen kennengelernt und mitunter gemerkt, dass sie in den ersten Wochen die gleichen kleinen Schwierigkeiten hatten, wie ich selbst. Dieser Austausch ist – gerade am Anfang - super wichtig!
Aber was macht man auf den Seminaren? Wir beschäftigen uns mit selbst gewählten Themen, wir kochen selbst und sind für fünf Tage auf gewisse Art und Weise eine kleine Wohn- und Lerngemeinschaft. Das Coole ist, dass wir im Vorfeld selber planen, was unser nächstes Thema sein soll. Und bei einer so bunten Truppe, die so stark politisch interessiert ist, sind da immer tolle Vorschläge gekommen und umgesetzt worden.
Corona durchkreuzt nun leider viele Pläne und verhindert vieles, was eigentlich geplant war. Das ist super schade, aber leider natürlich nicht zu ändern. So verändert sich der Arbeits- und Seminaralltag. Gearbeitet wird von zu Hause aus und auch das Seminar findet in den eigenen vier Wänden statt. Wieder eine neue Situation, auf die ich mich einstellen muss. Aber genau das ist es, was ich aus diesem verrückten Jahr mitnehmen werde. Ich kann mich immer wieder auf neue Gegebenheiten einstellen. Ich kam aus der Schule und hatte noch "nie richtig gearbeitet". Neues Arbeitsumfeld, neue Arbeitsbedingungen, ständig neue Situationen und Menschen, auf die ich mich eingelassen habe. Irgendwann hatte ich mich auch mit den Widrigkeiten sämtlicher Computer-Programme angefreundet und konnte sogar neuen Kollegen erklären, wie das Adress-System funktioniert. Das hat mir nochmal gezeigt, wie gut ich mittlerweile in meiner Einsatzstelle angekommen bin.
Ich kann allen, die politisch interessiert sind, ein Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben im Allgemeinen, aber auch speziell bei der Konrad-Adenauer-Stiftung nur empfehlen. Für ein FSJ-P muss man nicht alle Bundestagsabgeordneten auswendig aufzählen können. Ihr braucht ein Grundverständnis und -interesse an Politik und solltet Lust haben, Euch in "Euer" Thema einzuarbeiten. Dabei habt ihr so viele Möglichkeiten! Bewerbt Euch bei mehreren Stellen, schaut Euch an, was Euch interessiert und dann nutzt Euer Jahr! Nehmt so viel mit wie ihr könnt. Ihr seid hinterher um so viele wertvolle Erfahrungen reicher und habt nebenbei noch einen Haufen toller Leute kennengelernt: Bei Euch in der Einsatzstelle, in Eurer Seminargruppe und bei den ijgd. Macht ein FSJ-P, ihr werdet es nicht bereuen!
Lukas – UNO-Flüchtlingshilfe (2019/20)
“Insgesamt habe ich das Gefühl, einen umfangreichen Einblick in die Arbeit einer so großen Hilfsorganisation zu bekommen und mich mit jeglichen Dimensionen des Themas Flucht und Asyl auseinandersetzen zu können.”
Lukas' Erfahrungsbericht
Mein Freiwilliges Soziales Jahr bei der UNO-Flüchtlingshilfe
Weltweit sind über 70 Millionen Menschen auf der Flucht. Ich denke, wir können uns in nicht einmal vorstellen, was es für diese Menschen bedeutet, ihr Zuhause zu verlassen und die Flucht ins Ungewisse mit all ihren Gefahren in Kauf zu nehmen.
Wie können wir die Geflüchteten trotzdem bestmöglich unterstützen? Dieser Frage gehe ich zurzeit auf den Grund. Ich absolviere mein Freiwilliges Soziales Jahr bei der UNO-Flüchtlingshilfe, dem nationalen Partner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR).
Ich möchte euch in diesem Blogeintrag erzählen, wie es zu dem Freiwilligendienst kam, welche Aufgaben ich habe und wie die ersten sechs Monate verlaufen sind.
Nach der Schule kam es für mich nicht in Frage, direkt zu studieren. Ich wollte noch etwas anderes erleben, bevor ich mich wieder dem Lernen hingebe. Eine Bekannte erzählte mir damals von der Möglichkeit, ein FSJ-Politik über die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) zu machen.
Als ich nach meiner Bewerbung den umfangreichen Einsatzstellenkatalog der ijgd zugeschickt bekommen habe, stach mir die UNO-Flüchtlingshilfe sofort ins Auge. Ich hoffte, in diesem Jahr mit meiner Arbeit etwas Sinnvolles erreichen zu können und gleichzeitig meinen eigenen Interessen nachzugehen. Das Thema Flucht und Migration hatte mich schon vorher gepackt. Ich kann es nicht nachvollziehen, wie die „reichen Länder“ dieser Welt solche Probleme damit haben können, vertriebene Menschen in Not zu unterstützen.
Umso mehr habe ich auch jetzt nach einem halben Jahr das Gefühl, genau die richtige Einsatzstelle für mich gefunden zu haben. Ich habe die Möglichkeit, mich jeden Tag mit dem Thema auseinanderzusetzen und unglaublich viele neue Dinge zu erfahren. Ich arbeite in dem Team, das für die Online-Kommunikation zuständig ist.
Meine Aufgaben sind sehr vielfältig: Einerseits hat meine Arbeit einen redaktionellen Schwerpunkt. Ich betreue die Social-Media-Kanäle, erstelle Posts und betreue die Community. Außerdem erstelle ich neue Inhalte für die Website und aktualisiere die bestehenden Texte. Dazu recherchiere ich zum Beispiel zur Fluchtsituation in einem bestimmten Land und schreibe darüber einen Text. Gleichzeitig arbeite ich an Publikationen wie den regelmäßigen internen Newslettern. Inhaltlich arbeite ich außerdem an aktuellen Kampagnen mit, zum Beispiel an der Winterkampagne, die besonders auf die Not von 24 Millionen Menschen im Jemen aufmerksam machen sollte, die dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.
Neben der redaktionellen Arbeit habe ich Zeit, verschiedene Programme kennenzulernen und zu nutzen. So arbeite ich zum Beispiel mit Bild- und Videobearbeitungsprogrammen, mit dem Content-Management-System für die Website und mit dem Newsletter-Tool. Das ist besonders praktisch, weil ich das Gelernte auch außerhalb meiner Einsatzstelle nutzen kann.
Wenn ich von meinem Freiwilligendienst erzähle, darf ich natürlich nicht die Seminarwochen vergessen, an denen alle Freiwilligen der ijgd fünf Mal im Jahr teilnehmen. In diesen Wochen wird nicht nur ein spannendes Thema von unserer Gruppe selbst ausgewählt und vorbereitet, sondern die Seminare sind auch eine tolle Gelegenheit, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen. Wir sind jetzt schon super als Gruppe zusammengewachsen und haben uns gegenseitig sehr liebgewonnen.
Während des gesamten Jahres habe ich nicht nur in meiner Einsatzstelle, sondern auch bei den ijgd Ansprechpartner*innen, Leute gefunden, die immer für mich da sind, wenn ich eine Frage oder ein Problem habe. Insgesamt habe ich das Gefühl, einen umfangreichen Einblick in die Arbeit einer so großen Hilfsorganisation zu bekommen und mich mit jeglichen Dimensionen des Themas Flucht und Asyl auseinandersetzen zu können. Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten sechs Monate und bin motiviert, mich auch nach diesem Jahr weiterhin für Menschen auf der Flucht einzusetzen.
Leon – CARE Deutschland (2019/20)
“In keinem Jahr meines bisherigen Lebens habe ich so viel gelernt und mitgenommen. Kein Jahr meines Lebens hat mir so beim Finden meines Wegs geholfen. Selten hatte ich das Gefühl etwas so Sinnvolles zu tun.”
Leons Erfahrungsbericht
Goodbye everybody, I've got to go
Langsam, aber sicher geht es auf das Ende zu. Noch ein paar Wochen, dann ist es vorbei – mein Jahr bei CARE. Mein Bundesfreiwilligendienst. Es kommt mir vor als wäre ich erst seit zwei Wochen hier und gleichzeitig als wäre es schon eine Ewigkeit.
Richtig realisiert habe ich noch nicht, dass es bald vorbei ist, aber eine Sache erinnert mich immer wieder daran – die letzten Male. Das letzte ijgd-Seminar, die letzte Betriebsversammlung, der letzte Urlaub… Es werden immer mehr letzte Male. Mit gemischten Gefühlen gehe ich immer weiter aufs Ende zu. Zum einen freue ich mich auf meinen neuen Lebensabschnitt, ich werde Politikwissenschaften studieren, neue Leute kennenlernen, (erneut) einen völlig anderen Alltag haben.
Andererseits setzt dieser Wandel voraus, dass ich CARE verlasse. Die netten Kolleg*innen, das spannende Umfeld, fordernde und interessante Aufgaben, die Vertiefung in unsere Arbeit und eine Tätigkeit, mit der ich mich absolut identifizieren kann – es ist kein Zufall, dass ich von "UNSERER Arbeit" spreche.
Was nehme ich aus dem Jahr mit? Vor allem drei Dinge: Eine Fülle an Wissen und neu gewecktem oder verstärktem Interesse. Krisenkontexte, humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit, der globalen Süden, Hilfsorganisationen, aber auch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation. Wie wird aus einer Projektidee lebensrettende Hilfe vor Ort? Welche Folgen hat die Klimakrise für den Niger? Wer kämpft eigentlich warum gegen wen in Syrien, wer unterstützt wen und wie passen da noch Hilfsorganisationen rein? Nur ein Bruchteil von dem, was ich im letzten Jahr gelernt habe.
Die Gewissheit, dass ich niemals ein Studium oder einen Beruf ergreifen könnte, mit dem ich mich nicht identifizieren kann. Humanitäre Hilfe, Menschenrechte, Klimaschutz, Kapitalismuskritik, Politik – in diesen Bereichen sehe ich mich einmal. Identifikation mit dem was ich tue ist mir am Wichtigsten. Ja, ich bin idealistisch - und sogar noch stolz drauf. Und schließlich eine Unmenge an Erfahrungen, Begegnungen, neuen Bekanntschaften, netten Menschen, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite standen, und die Erinnerungen an ein tolles Arbeitsumfeld.
Hat sich das Jahr gelohnt? Mehr als das! In keinem Jahr meines bisherigen Lebens habe ich so viel gelernt und mitgenommen. Kein Jahr meines Lebens hat mir so beim Finden meines Wegs geholfen. Selten hatte ich das Gefühl etwas so Sinnvolles zu tun.
Wenn ich meine Arbeitsergebnisse, meine Texte, meine Social Media Posts, mein Wissen am Anfang und am Ende des Jahres vergleiche, sehe ich eine Entwicklung, wie ich sie vielleicht noch nie in so kurzer Zeit durchgemacht habe. Ich wünsche meinem Nachfolger und allen andern Bufdis und FSJler*innen, dass es ihnen am Ende ihres Jahres genauso geht.
Für mich geht ein ganz besonderes Jahr zu Ende. Noch besonderer wurde es durch die Corona Pandemie – wochenlang im Homeoffice arbeiten, eine völlig ungewohnte Situation. Getrübt hat das meine Erfahrung nicht, im Gegenteil: Diese Situation ist ein wichtiger Teil meiner Erfahrung und hat mich vielleicht sogar noch mehr mitnehmen lassen. Und seien wir doch ehrlich - es gibt Schlimmeres als in bequemen Klamotten am heimischen Schreibtisch zu arbeiten…
Das Wichtigste ist aber: Richtig besonders wurde das Jahr nicht durch COVID-19, sondern durch… naja, siehe oben.
Meinen Kolleg*innen und den anderen FSJler*innen und Bufdis wünsche ich nur das Beste. Ich hoffe, dass sie mich in guter Erinnerung behalten, und nicht nur wegen meiner teils furchtbaren Kommasetzung.
Ich hoffe und glaube, dass wir uns wiedersehen - und wer weiß, vielleicht ja sogar bei CARE. So schnell werdet ihr mich nicht wieder los.
Berichte unserer Freiwilligen
Hier findet ihr demnächst Berichte unserer Freiwilligen!